In einer Talkshow höre ich wie eine Frau sich echauffiert: „Warum sollte ich meiner Krankenkasse dafür dankbar sein, dass sie mir die Heilungskosten bezahlt? Schließlich zahle ich dort etwas ein und die machen nur ihren Job.“ Über diese Aussage denke ich lange nach. Irgendetwas daran stört mich. „Dankbarkeit ist eine Krankheit, an der Hunde leiden“, gibt Josef Stalin sogar abfällig von sich. Seine Destruktivität ist bekannt – Dankbarkeit hat da einfach keinen Platz. Tatsächlich ist unser Umgang mit Dankbarkeit zwiespältig. Manche vermeiden Dankbarkeit, weil sie glauben, dass dies uneingeschränkte Zustimmung zu etwas bedeutet. Denn was kann nicht immer noch besser sein?


Erstaunlich ist, dass sich die Psychologie dem Gefühl der Dankbarkeit erst seit etwa dem Jahr 2000 mit nennenswerten Beiträgen beschäftigt. Traditionell hat sich die Psychologie eher mit negativen Emotionen befasst. Erst in der Positiven Psychologie wurden Untersuchungen zur Wirkung von Dankbarkeit gemacht.
Robert Emmons ist einer der wenigen Dankbarkeits-Forscher. In seinem Buch „Vom Glück, dankbar zu sein“, erschienen 2009 im Campus-Verlag, beschreibt er zahlreiche Studien dazu und gibt Tipps für den Alltag. Ein wichtiger Tipp ist das Führen eines Dankbarkeits-Tagebuchs. Mindestens einmal in der Woche sollte man sich hinsetzen und alles aufschreiben, wofür man dankbar ist.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich das Führen eines Dankbarkeits-Tagebuchs positiv auswirkt auf Depressionen und Angststörungen, auf erholsamen Schlaf, auf Lebenszufriedenheit, auf Geduldbereitschaft, auf Motivation, auf Selbstwertgefühl, auf konstruktive Problembewältigung und Beziehungen. Undankbarkeit und Unzufriedenheit korrelieren miteinander – ebenso wie Dankbarkeit und Zufriedenheit. Piet van Breemen meinte: „Man kann nicht dankbar und unglücklich zugleich sein.“

 

Was ist Dankbarkeit eigentlich?
Ist es eine Floskel? Ist es ein Gefühl oder eine Haltung? Oder eine Haltung, die ein Gefühl in uns auslöst? Selbst die Wissenschaft ist sich darin nicht einig.
Seltsam, dass wir Kindern das Danken beibringen müssen. Ist es denn keine natürliche Reaktion? Kinder haben ihre eigene Art, zu danken. Sie kennen keine Floskeln. Das sozial anerkannte Danken – das bringen wir Ihnen bei. Was wir ihnen nicht beibringen können, ist das Leuchten in ihren Augen, wenn sie etwas erhalten oder machen dürfen, was ihnen gefällt. Das ist ihre Art zu danken. Das ist der wirksamste Aspekt der Dankbarkeit: Ein Gefühl, welches unseren ganzen Körper durchflutet.
Kein Wunder, dass Cicero Dankbarkeit nicht nur als die größte aller Tugenden, sondern auch als die Mutter aller anderen bezeichnet.

 

Dankbarkeit – eine Sache des Besitzes oder der Lebensumstände?
Ja, viele Menschen fühlen Dankbarkeit, für das, was sie haben. Gleichzeitig gibt es Menschen, die viel haben und trotzdem nicht dankbar sind. Es berührt mich peinlich, wenn ich Deutsche aggressiv, abfällig und beleidigend über das Land, die Politiker, die Gesellschaft, die Wirtschaft herziehen höre. Natürlich kann vieles besser sein in unserem Land und nicht alles ist das Gelbe vom Ei. „Hey“, würde ich ihnen gerne zurufen, „schau dich um in der Welt. Wieviel Wohlstand, Sicherheit, Frieden, Rechtsstaatlichkeit und Möglichkeiten genießt du hier? Wo gibt es das sonst noch für dich? Darum wollen andere sogar hierher fliehen. Warum bist du nicht zuerst einmal dankbar, für das was du hier hast? Dann kannst du anfangen, zu verbessern, wenn du dazu das Herz hast.“
Auf meinen Reisen in die dritte Welt war ich immer wieder fasziniert von derDankbarkeit einfacher Menschen, die fast nichts besitzen. Ja, selbst in dieser Situation sah ich überaus glückliche Gesichter in allen Altersgruppen. Schauen Sie, wie stolz und dankbar dieses peruanische Mädchen ist, dass ich ihre Fingerpuppen bestaune?

 

Dankbarkeit als kostenlose Medizin
Jede Emotion, die wir fühlen durchflutet uns und verändert die chemisch-elektrische Suppe, in der unsere Zellen schwimmen. Ein relativ neuer Forschungszweig, die Epigenetik hat herausgefunden, dass die durch Emotionen und Gedanken zubereitete chemisch-elektrische Nährsuppe so machtvoll ist, dass sie gesunde oder kranke Gene ein- oder ausschalten kann. Stress entlädt Informationen der Anspannung in unser Blut und unsere Zellen. Das Gefühl der Dankbarkeit löst ein heilsames Neurotransmitter-Feuerwerk im Körper aus, in dem unsere Zellen baden und sich regenerieren können.

 

Auf das Fühlen kommt es an
Dankbarkeit als Floskel – nett. Dankbarkeit als Schuldeinlösung „Schenkst du mir eine Flasche Wein, schenke ich dir was im gleichen Wert“ (anstelle des gesunden Ausgleichs von Geben und Nehmen) – anstrengend. Dankbarkeit als Gefühl – grandios. Wenn wir das Gefühl der Dankbarkeit kinesiologisch testen, zeigt es sich als das Gefühl mit der stärksten positiven Ladung.

 

Wie kommen wir verkopften westlichen Menschen an das Gefühl heran? Wie können wir es aktivieren, selbst wenn uns gar nicht danach ist?
Dazu habe ich eine praktische Übung entwickelt. Senden Sie mir per Email einen Kommentar zu diesem Blog an contact(at)michaele-kundermann.de. Als Anerkennung dafür maile ich Ihnen diese Übung.

 

Drücken Sie anderen gegenüber immer wieder Dankbarkeit aus – und sagen Sie, wofür genau. Vielleicht hinterlassen Sie im Hotel einmal eine „Danke-Karte“ – oder am Arbeitsplatz eines Kollegen/einer Kollegin – oder am Frühstückstisch für Ihre/n Partner/in?

 

Die oben abgebildete „Danke-Karte“ in vielen Sprachen können Sie bei mir bestellen – 10 Stück für 9,90 € inklusive Porto.

 

Eine alte Weisheit besagt, dass sich alles vermehrt, wofür wir Dankbarkeit fühlen.
Oder wie Ernst Ferstl meint: “Für dankbare Menschen macht das Glück gerne Überstunden.“

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